Trotz des wunderbaren Spätsommerwetters und der Konkurrenz des Oktoberfestes fanden am Samstag, den 24. September 2011 ca. 300 Gäste den Weg in den Großen Saal des Schlosses Schleißheim, um dem Konzert zum Erntedankfest zu lauschen.
Unter diesen Gästen befanden sich unter anderem der erste Bürgermeister Unterschleißheims, Rolf Zeitler, sowie einige Mitglieder des Oberschleißheimer Gemeinderates.
Dieses Konzert wurde von etwa 70 Mitwirkenden aus dem Kirchenbezirk München-Nord gestaltet. Neben einem gemischten Chor, bestehend aus Mitgliedern der Kirchengemeinden Erding, Freising, Garching und Oberschleißheim, wirkte auch ein Orchester sowie der Männerchor des Kirchenbezirkes mit.
Nach einem eindrucksvollen Einklang mit „Die Himmel rühmen“ (Melodie: Ludwig van Beethoven, Text: Christian Fürchtegott Gellert) übernahm Hirte Roland Bornemann, Leiter der Kirchengemeinde München-Neuhausen, das Wort.
Folgende Parabel von Matthias Claudius (1740 – 1815) bildete die Einleitung für die Moderation des Abends:
Es war eine Zeit, wo die Menschen sich mit dem, was die Natur brachte, behelfen und von Eicheln und anderer harter Kost leben mussten. Da kam ein Mann mit Namen Osiris von ferne her und sprach zu ihnen: „Es gibt eine bessere Kost für den Menschen und eine Kunst, sie immer reichlich zu schaffen; und ich komme, euch das Geheimnis zu lehren”. Und er lehrte sie das Geheimnis und richtete einen Acker vor ihnen zu und sagte: „Seht, das müsst ihr tun! Und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels!” Die Saat ging auf und wuchs und brachte Frucht, und die Menschen waren dessen sehr verwundert und erfreuet und bebauten den Acker fleißig und mit großem Nutzen. In der Folge fanden einige von ihnen den Bau zu simpel, und sie mochten die Beschwerlichkeiten der freien Luft und Jahreszeiten nicht ertragen. Kommt, sprachen sie, „lasst uns den Acker regelrecht und nach der Kunst mit Wand und Mauern einfassen und ein Gewölbe darüber machen und dann darunter mit Anstand und aller Bequemlichkeit den Ackerbau treiben; die Einflüsse des Himmels werden nicht so nötig sein, und überdies sieht sie kein Mensch. Aber, sagten andere, Osiris ließ den Himmel offen und sagte: „Das müsst ihr tun! Und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels!” Das tat er nur, antworteten sie, den Ackerbau in Gang zu bringen; auch kann man noch den Himmel an das Gewölbe malen. Sie fassten darauf ihren Acker regelrecht und nach der Kunst mit Wand und Mauern ein, machten ein Gewölbe darüber und malten den Himmel daran. Und die Saat wollte nicht wachsen! Und sie bauten und pflügten und düngten und ackerten hin und her. Und die Saat wollte nicht wachsen! Und sie ackerten hin und her. Und viele von denen, die umher standen und ihnen zusahen, spotteten über sie! Und am Ende auch über den Osiris und sein Geheimnis.
Den ersten sowie zweiten Teil der musikalischen Beiträge trug der gemischte Chor – teilweise mit Begleitung des Orchesters – vor. Die Texte stammen zu einem großen Teil aus den Psalmen oder anderen Bibelstellen, die Melodien von diversen Komponisten wie Franz Schubert (1797-1828) oder dem zeitgenössischen neuapostolischen Komponisten Hermann Ober (1926-2006).
In der folgenden Pause wurden Erfrischungsgetränke angeboten und die Zeit zum Gedankenaustausch rege genutzt.
Den anschließenden dritten Abschnitt bestritt ausschließlich der Männerchor. Er trug unter anderem ein Stück aus der Feder des eingangs erwähnten Matthias Claudius vor.
Einen weiteren Liedbeitrag stellte das von Martin Rinckart (1586-1649) gedichtete und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) vertonte Lied „Nun danket alle Gott“ dar. Dieses Lied ging nach der Schlacht von Leuthen (1757) als „Choral von Leuthen“ in die Geschichte ein, als es von 25.000 preußischen Soldaten nach der Schlacht angestimmt wurde (damals noch in der von Rinckart vertonten Version). Unter einem monumentalen Gemälde vorgetragen, das die Kriegstaten des Kurfürsten Max Emanuel (1662 – 1726) darstellt, entfaltete dieses Lied ein besondere Wirkung.
Den schließlich letzten Teil, ausschließlich bestehend aus Liedern, die ihren textlichen Ursprung in Bibelstellen finden, trug wieder der gemischte Chor unter Begleitung des Orchesters vor.
Nach den – verdienten – stehenden Ovationen für alle Mitwirkenden (übrigens ausnahmslos Laiensänger/innen sowie Laienmusikanten/innen) richtete Apostel Wolfgang Zenker, Leiter des Apostelbereiches München, das Wort an die Anwesenden. Er bedankte sich zum einen bei den Mitwirkenden, erinnerte aber zum anderen auch die Gäste an den kirchlichen Hintergrund und den Anlass des Konzertes. Mit diesem kurzen geistlichen Beitrag wurde ein eindrucksvolles Konzert abgerundet, und alle Gäste verließen begeistert den Ort des Geschehens.