Die durchaus bewegte Geschichte der Kirchengemeinde München-Laim findet im aktuellen Neubau des Kirchengebäudes ihren vorläufigen Höhepunkt.
Nachdem im Zeitraum von 1952 bis 1956 ein Nebenraum der Gaststätte „Aindorfer Hof“ angemietet werden musste, erhielt die Gemeinde 1956 mit einer Barackenkirche auf dem heuteigen Grundstück ihre erste „eigene“ Versammlungsstätte. Diese wurde im Jahr 1974 durch jenes Kirchengebäude abgelöst, dass sich durch die Verwendung für jegliche Art von Veranstaltung, von Gottesdiensten bis Jugendaktivitäten, in das Gedächtnis der meisten Mitglieder des Kirchenbezirks eingebettet haben dürfte. Jedoch machte eben diese Vielzahl von Verwendungen, gepaart mit der mit den Jahren massiv aufgetretenen Baufälligkeit einen Neubau nötig. Nachdem am 14. Juli 2012 der feierliche Spatenstich stattfand, durften am 22. Februar 2013 die Angehörigen der Gemeinde sowie des Kirchenbezirks gemeinsam mit den Nachbarn und weiteren Gästen das Richtfest als Meilenstein im Neubau der gemeindlichen Versammlungsstätte feiern.
Als Gäste aus der Politik konnten die ehrenamtlichen Stadträte Marian Offmann (als Vertreter des Oberbürgermeisters), Otto Seidl und Johann Stadler (alle CSU), die Mitglieder des Bezirksausschusses 25 - Laim Anette Zöllner (CSU) und Ingo Benn (die Grünen) begrüßt werden. Die benachbarte Lukasschule wurde von ihrem Vorstandsvorsitzenden Dr. Resch, dem Geschäftsführer Thomas Holmer sowie dem Leiter des Gymnasiums Jörg Birnbacher vertreten. Ebenso anwesend waren Architekt John Höpfner als Vertreter des verantwortlichen Architekturbüros Haack & Höpfner und etliche Vertreter der beteiligten Handwerksfirmen. Die neuapostolische Kirche wurde seitens der Bauabteilung durch Stephan Pfäffle, seitens der Kirchenleitung durch Apostel Wolfgang Zenker, Leiter des Apostelbereichs München (Südbayern), sowie durch den Bezirksältesten Helmut Auernhammer, Leiter des Kirchenbezirks München-Nord, vertreten. Die Vertreter der Medien bestanden aus Frau Schlaier von der Süddeutschen Zeitung sowie Frau Köber vom Münchener Wochenblatt.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Leiter der Kirchengemeinde, Hirte Steffen Reiss, richtete, vorbereitet durch ein Chorlied des Gemeindechores, Apostel Wolfgang Zenker einige Worte an die versammelten Gäste. Nach etlichen Danksagungen unterstrich er in seinem Beitrag den sakralen Charakter des Bauvorhabens und legte dem Richtfest das Bibelwort aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 28, Vers 17 zu Grunde: „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.“ Danach blickte er auszugsweise in die Chronik der Kirchengemeinde München-Laim, um schließlich seinen Beitrag mit dem Richtspruch „In diesem Haus sollen mit Gott Feste für die Seele gefeiert werden, die unserem Leben Richtung geben!“ abzuschließen.
Hierauf ergriff der Stadtrat Marian Offmann das Wort. In seinem Beitrag nannte er München „die Stadt der Religionen“ und stellte den Neubau der neupaostolischen Kirche München-Laim in eine Reihe mit dem Bau des jüdischen Gemeindezentrums am Jakobsplatz oder der Herz-Jesu-Kirche in München-Neuhausen. Er unterstrich die Außenwirkung, die ein aktives Leben der Religionen auf andere Menschen haben kann. Diese besteht nicht nur in einem konservativen Eindruck, sondern ebenso in einer besonderen Herzlichkeit und gelebter Nächstenliebe.
Nun ergriff der Architekt John Höpfner das Wort, um den Anwesenden die baulichen Aspekte und Besonderheiten nahezubringen Um die komplexen Überlegungen und den respektvollen Umgang mit der Materie seitens des Architekturbüros bei der Bauplanung u. –Durchführung angemessen darzustellen, wird nun auszugsweise die Projektbeschreibung wiedergegeben, um einen möglichst unverfälschten Eindruck zu geben:
„ Neubau einer Kirche in Null-Emissionsbauweise als Ersatz für ein Kirchengebäude der 60er-Jahre
Der Bauplatz für die neue Kirche befindet sich an der Kreuzung Helmpert- und Stadtlohnerstraße. Städtebaulich ist hier der Übergang zwischen dem eher städtisch geprägten Bereich der Fürstenrieder Strasse hin zum ruhigeren Teil des Quartiers. Städtebaulich wird diesem Übergang als Scharnier zwischen den umliegenden Nutzungen mit einem kleinen Quartiersplatz entsprochen, der zudem die Bedeutung der Kirche im Stadtraum betont. Darüber hinaus dient der Platz mit einem Baum und Sitzgelegenheiten an einem Wasserbecken als Treffpunkt, Ort der Kontemplation und als Auftakt für kirchliche Veranstaltungen.
Das weiße monolithisch erscheinende Volumen der Kirche wird seitlich von Nebenbaukörpern umrahmt und durch das vorgelagerte Wasserbecken vom profanen Umfeld abgehoben. Die Fassade des Kirchenraums ist als helles monolithisches lichtes Volumen mit einem mehrschichtigen verdichteten Glattputz mit Marmorzuschlägen versehen, der diesem über das feine Lichtspiel einen abstrakten und besonderen Charakter verleiht. Vor dieser schimmernd-weißen Hülle ist ein Kreuz aus hell glänzendem Metall frei im Wasserbecken angeordnet.
Die Behandlung des Putzes als verdichtet polierter Kalkputz und die Farbigkeit differenziert das Kirchhaus von den umliegenden gewöhnlich verputzten Baukörpern. Die Helligkeit und der matte Glanz des Putzes nimmt das Leitthema des Entwurfes, 'Weg ins Licht', auf, das sich in der Gestaltung und Organisation des Komplexes immer wieder findet.
Die Höhe des Kirchhauses von 10,8 m hebt dieses gegenüber den Nebengebäuden mit einer Oberkante von 3,5 m ab. Die hellgraue Farbe und der konventionelle Putz differenzieren die Nebengebäude zusätzlich vom Kirchhaus.
Der Weg zur Kirche erfolgt vom Eingang aus über die Garderobe entlang der westlichen Seitenwand des Kirchenraums. Diese schrittweise Annäherung über die seitlich angeordneten funktionalen Nebenräume dient der Vorbereitung auf den Gottesdienst. Ein Foyer erschließt Mehrzweckräume und Kirchsaal, der über große Glastürflügel mit dem Foyer optisch verbunden ist. Das Hauptvolumen des Kirchsaals ist eindeutig auf den Altar und die Altarwand hin ausgerichtet, die von oben natürlich belichtet werden. Die von einer Lichtwolke durchzogene Altarwand, bringt zusammen mit der Belichtung von oben eine sich im Verlauf des Tages verändernde natürliche Lichtstimmung mit sich. Im behüteten Sakralbau wird so beides, das natürliche Umfeld spürbar, wie auch Rückzug und Besinnung möglich.
Um den heutigen Nutzungsformen eines Gemeindezentrums gerecht zu werden sind verschiedene Nebenräume erforderlich, die flexibel auf die jeweilige Nutzungsart und Gruppengröße eingehen sollen. Ein System aus Schiebewänden ermöglicht es 3 Gruppenräume in der Größe zu verstellen und das Foyer und die Nebenräume zur Erweiterung des Sakralraumes mit ein zu beziehen. So ist eine Erweiterung von 250 Plätzen bis hin zu 450 Sitzplätzen flexibel in mehreren Erweiterungsschritten gestuft möglich. Über diese Erweiterung kann der Sakralraum bis zum südlich gelegenen Garten hin verlängert werden.
Als Auflage der LH München war eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen vorzusehen. Die Zufahrt befindet sich an der Ostseite des Grundstücks. Das Rampenhaus ist durch eine verlängerte Sitzwand vom Kirchplatz abgesetzt und mit dem benachbarten Rampenhaus einer neuen Wohnbebauung gestalterisch abgestimmt. Gegenüber des Rampenendes liegt, von einem Lichtschacht belichtet der Zugang ins Untergeschoß der Kirche. Ein Treppenhaus mit einem Oberlicht als Rauchabzugsöffnung verbindet die beiden Ebenen neben der Garderobe, derart, dass die Kirchbesucher vom Platz und der Tiefgarage aus gemeinsam auf dem gleichen Weg zum Kirchsaal gelangen.
Neben den zwei verschiedenen Putzoberflächen, die Kirchhaus und Nebengebäude unterscheiden ist ein analoges Materialkonzept für die Bodenbeläge vorgesehen, das von anthrazitgrau (Kirchplatz Betonstein, Granitpflaster, Außenanlagen Granitbruch, Flurbereich Nebenräume Feinsteinzeugfliesen) zu basaltgrau (Foyer und Mehrzweckräume Feinsteinzeugfliesen) und sandbeige (Kirchsaal Feinsteinzeugfliesen) wechselt. Weitere Materialien sind ein Kupferfarben gebeiztes Eichenholz und Messing bei den Beschlägen. Das Kreuz ist aus verchromtem Stahl als lichtes Zeichen der Hoffnung.
Für den Bauherren haben respektvoller Umgang mit der Schöpfung und Nachhaltigkeit einen besonderen Wert. Über das Entwurfskonzept, die Raumorganisation, Materialität Baukonstruktion und Haustechnik soll Langlebigkeit, Wirtschaftlichkeit und Null-Emissions-Standard erreicht werden. Technisch sind Grundwasserpumpe und Photovoltaik auf dem Dach, Fußbodenheizung und natürliches Lüftungskonzept ebenso wie energieeffiziente Haus- und Elektroinstallationen dazu vorgesehen. Die hochgedämmte zweischalige Ziegelbauweise, 3-fach Verglasung, gute Verschattung und Tageslichtnutzung verknüpfen Komfort und Energieeffizienz. Die robuste Bauweise mit Stahlbeton und kerngedämmten Mauerwerk trägt dem Aspekt der Langlebigkeit baukonstruktiv ebenso bei, wie die Wahl gut alternder natürlicher Baustoffe und pflegeleichter Oberflächen. Die Flexibilität der Raumaufteilung dient einer langfristigen Nutzung und Raumeffizienz des Gesamtbaukörpers.“
Schließlich fand der offizielle Teil der Veranstaltung in einer Verabschiedung mit anschließendem Gebet durch Apostel Wolfgang Zenker sowie einem gemeinsamen Lied aller Anwesenden ein Ende.
Im Anschluss bot sich allen Interessierten die Möglichkeit, bei den Beteiligten nachzufragen oder auf eigene Faust den Neubau zu erkunden. Umrahmt wurde dies vom bereitgestellten Buffet.